Die Halloren
1524 schlossen sich die Salzarbeiter zur „Salzwirker-Brüderschaft im Thale zu Halle“ zusammen. Man wollte damit eine Verbesserung der sozialen Lage einfordern. Aus heutiger Sicht könnte man es die erste Gewerkschaft der Welt nennen. Zuerst war es ein religiöser Zusammenschluss, der sich aber schnell zu einer fest organisierten Arbeits- und Lebensgemeinschaft entwickelte. Es gab strenge Hierarchien und Regeln, aber auch Absicherungen für die Familien bis an ihr Lebensende. Auch als 1868 das Salzsieden eingestellt wurde, überdauerte die Brüderschaft die Jahrhunderte. Heute Tradition, fast schon spleenig anmutend, hatten die Halloren früher besondere Privilegien, übten sogar Macht aus. Im Bereich des Hallmarktes gab es einst etwa 100 Siedehütten. Der Hallorenbezirk zwischen Marktkirche und Saale schuf sich eine eigene Gerichtsbarkeit. Der Stadt Halle war nicht erlaubt, über Halloren zu richten. Oberster Richter war der Salzgraf. Ort der Verhandlungen war das Talamt. Noch heute erinnern viele Straßennamen an die Salzwirkerzeit. Scheinbar seltsame Begriffe sind nichts anderes als Bezeichnungen der Hall- Leute. So haben wir z.B. den Hallmarkt, die Talamtstraße, die Pfännerhöhe, die Hackebornstraße, aber auch die Lerchenfeldstraße. Letztere erinnert an das Privileg des Lerchenfangs für die Tafeln der Monarchen. Trat das „Kaltlager“ ein, musste man sich mit Nebenverdiensten über die produktionslose Zeit helfen. So waren es die Halloren, die die Lerchen fangen durften, aber auch fischen durften oder Leichen tragen, um die Existenz ihrer Familien zu sichern. Übrigens begleiten auch heute noch auf Wunsch Halloren eine Beerdigung. Allerdings muss einem der Verblichene wirklich sehr viel wert gewesen sein. Preiswert ist so eine traditionsgeladene Beisetzung nicht. Was heute Luxus ist; zu Zeiten von Pest und Cholera fanden sich keine Bürger, die das Risiko einer Ansteckung eingehen wollten. So war man froh und dankbar, dass es die Halloren gab.
Replik des Talamtes in der Moritzburg
Hallore in Trauertracht
Die Halloren
Stand 2013
„Zum Halloren kann man sich nicht qualifizieren. Man kann es nicht erlernen oder käuflich erwerben. Als Hallore wird man geboren und nur Nachfahren werden in die Brüderschaft aufgenommen.“ So habe ich noch vor wenigen Jahren an dieser Stelle geschrieben. Inzwischen hat man die Regeln wegen Nachwuchsmangel gelockert. Die Brüderschaft ist ein Verein, dem unter bestimmten Voraussetzungen auch „Normalsterbliche“ beitreten können. Das Interesse muss jedoch wirklich sehr groß sein, denn eine Aufnahme in die Brüderschaft ist mit einer 10jährigen Probezeit verbunden, in der genau geprüft wird, ob der Kandidat tatsächlich würdig ist und dieses große Privileg zu schätzen weiß.
Steffen Kohlert ist wohl der bekannteste Hallore. Er steht bei den meisten Veranstaltungen an vorderster Front und ist Geschäftsführer des Saline- Museums.
Hans-Ulrich Frosch ist der Charismatischste unter den Halloren. Der Name „Frosch“ ist ein sehr häufiger Name bei den Halloren. Und tatsächlich sind die Vorfahren von Hans-Ulrich Frosch seit vielen Generationen Salzsieder.