Екатерина II.
Die Zarin von Zerbst – Katharina die Große
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Eine kleine unbedeutende Prinzessin aus der mitteldeutschen Provinz sollte eines Tages eine mächtige russische Zarin werden.
Der spätere Kommandant von Stettin, Christian August, Fürst von Anhalt – Zerbst heiratete 1727 die 22 Jahre jüngere Johanna Elisabeth von Holstein - Gottorp. Beide waren der Ansicht, mit dieser Verbindung jeweils eine gute Partie gemacht zu haben. Das jedoch war nicht der Fall. Mit gerade mal 16 Jahren gebar Johanna ihr erstes Kind. Zu ihrem Leidwesen war es nur eine Tochter und nicht der erhoffte männliche Stammhalter. Dabei hatte sich die junge Mutter bereits sehr in Verzicht geübt. Johanna wuchs am lebhaften und schillernden Hof von Braunschweig auf und sah sich nun ins trostlose und graue Stettin versetzt. Das aufregende und schicke Jet-Set–Leben des Kardashian Clans oder einer Paris Hilton würde vermutlich eher zu Johannas Wesen passen, als das langweilige Dasein mit einem sehr viel älteren Gatten irgendwo in der Provinz Christian August war es gewohnt Befehle zu geben, aber nicht Konversationen zu führen. Sein Leben war puritanisch, einfach und bescheiden. Und jetzt ausgerechnet auch noch eine Tochter! Wäre das Kind ein Junge geworden, hätte er später bestenfalls seinen Vater als „Prinz von Anhalt-Zerbst“ abgelöst und die russische sowie die Weltgeschichte hätte umgeschrieben werden müssen. Johanna, die sich selbst immer für ein wenig zu wichtig nahm, hätte es vermutlich nie in die Geschichtsbücher geschafft. Somit sollte ironischerweise aber ausgerechnet diese ungeliebte Tochter die größte Errungenschaft ihres Lebens werden. Von Vater Christian August wird jedoch berichtet, dass er später ein sehr inniges Verhältnis zu seiner Tochter gepflegt haben soll.
Mutter Johanna Elisabeth von Holstein - Gottorp
Mutter Johanna Elisabeth von Holstein - Gottorp
Vater Christian August von Anhalt-Zerbst
Christian August von Anhalt - Zerbst
Die 15-jährige Sophie Friederike Auguste
Die 15-jährige Sophie Friederike Auguste
Sophie   Friederike   Auguste   wurde   am   02.   Mai   1729   in   Stettin   geboren.   Eine   Art Mutterersatz   bot   ihr   eine   französische   Erzieherin.   Geduldig   unterrichtete   sie   das Kind   in   Sprachen,   Religion,   Geschichte,   Geographie   und   Literatur.   Sophie   fiel das   Lernen   leicht.   Sie   besaß   eine   rasche   Auffassungsgabe   und   war   allgemein sehr    wissbegierig,    was    zusammen    mit    ihrem    Sprachtalent    vorteilhaft    für    ihr späteres    Leben    sein    sollte.    Die    wertvollen    Eigenschaften    ihrer    Eltern,    den Ehrgeiz   und   die   Strebsamkeit   ihrer   Mutter   und   die   Besonnenheit   und   Klugheit ihres Vaters   vereinte   sie   in   ihrem Wesen   perfekt.   Nach   der   Regierungsübernahme ihres   Vaters   über   das   Fürstentum,   zog   die   Familie   im   Dezember   1742   in   den Neubau des noch nicht ganz fertig gestellten Schlosses Zerbst.
Als bekannt wurde, dass Zarin Elisabeth I. für ihren Neffen den russischen Thronfolger Karl Peter Ulrich von Holstein-Gottorp, eine Braut suchte, sah Johanna eine Chance. Wenn sie es schon nicht selbst zu Größerem gebracht hat, dann würde es vielleicht ihre Tochter schaffen. Und dann könnte vielleicht auch sie etwas vom großen Kuchen abbekommen. Johanna sandte der amtierenden Zarin ein Bild ihrer Tochter. Und die Tochter gefiel, so sehr, dass sie zum Zarenhof nach Sankt Petersburg eingeladen wurde.
Ich will die Krone. Dafür werde ich alle Kraft aufwenden. Es ist mir gleich, wen ich dafür heiraten muss. Eines Tages will ich den Thron.
In Begleitung ihrer jungen, ehrgeizigen Mutter brach die 14-jährige Sophie an einem kalten Januartag im Jahre 1744 auf, um ca. einen Monat später das noch kältere Sankt Petersburg zu erreichen. Man bedenke, es gab weder Flugzeuge, noch Autos, noch Eisenbahnen. Wie anstrengend, beschwerlich und gefährlich diese Reise war, lässt sich heute kaum noch erahnen. In der Kutsche war es kalt und hart, die Straßen konnten kaum als solche bezeichnet werden und in den Gasthäusern, wo die Reisenden übernachteten, fehlte es an jeglichem Komfort. Allein diese Umstände zeigen bereits, wie zäh und charakterstark dieses Mädchen war. Ist es nicht ungewöhnlich, dass sich eine kleine Prinzessin in ein solches Abenteuer stürzt, dessen Ausgang zwar geplant, aber ein gutes Gelingen ganz und gar nicht sicher war?