© Stadt Halle (Saale)
zuletzt aktualisiert 2020
Bevor ich Ihnen ein weiteres
interessantes Wohnviertel vorstelle, möchte ich Sie unbedingt zu einer
kleinen Stärkung einladen. Wir kommen am Gasthaus „Zum Schad“ vorbei
und möchten auf ein frischgebrautes Bier einkehren. Mit über 150 Speisen
und
Räumen mit einer Kapazität von 7 bis 200 Plätzen bietet das Gast- und Brauhaus für
wirklich jeden Anlass und Geschmack das Richtige. Zudem gibt es ein kleines Braumuseum
und eine Galerie mit Handgipsabdrücken von Prominenten. Bis zu 8 Sorten Bier werden im Jahr gebraut. Das Ambiente ist
eher rustikal. Gutbürgerliche deutsche Küche und solide Hausmannskost in reichlichen Portionen stehen auf der Speisekarte.
Die Hausgründung war 1885 als Pferdeschlächterei und Gastwirtschaft. Berühmteste Gäste in der Traditionswirtschaft waren
im Jahr 2000 Michael Gorbatschow und Hans-Dietrich Genscher. Und weil es so schön ist, gibt es den „Schad“ seit 2009
sogar zweimal. Es war möglich, ein historisches Gebäude in der Kleinen Klausstraße zu erwerben, mitten in der Innenstadt,
so dass sich die beiden Schad-Brüder trennten und nun jeweils eigene Gasthäuser betreiben. Die Zeitungen berichteten
damals jedoch über einen schweren Familienstreit um das Erbe, weshalb beide nicht mehr im ursprünglichen Haus
zusammenarbeiten wollten.
Das Terrain zwischen Reil-, Ludwig-Wucherer- und Paracelsusstraße gilt bis
heute als eines der markantesten Teile der Stadt. Bis in die zweite Hälfte des 19.
Jahrhunderts erstreckte sich hier Weide- und Ackerland. Im Rahmen der
Industrialisierung platzte Halle um 1860 aus allen Nähten und man weitete den
Wohnungsbau ringförmig um die alten Stadtgrenzen aus. Während sich die
Industriearbeiterschaft in unmittelbarer Nähe der Fabriken, vor allem südlich des
Marktes, in Mietskasernen niederließ, und
im Kontrast dazu das Mühlwegviertel zum
großbürgerlichen Wohnviertel wurde,
entstand seit den 1880er Jahren nordöstlich
der Wucherer-Straße als einer der ersten
nach einem systematischen Plan errichteten
Stadtteile; das sozial heterogene
Paulusviertel. Dieser Plan sah eine ring- und strahlenförmige Bebauung rund um den
Hasenberg vor, was jedoch nie ganz vollständig realisiert wurde. Zur Deckung des Bedarfs
an seelsorgerischer Betreuung wurde auch ein sakraler Bau errichtet. So thront nun mitten
auf dem Berg die Pauluskirche aus rotem Backstein.
Der Hasenberg noch unbebaut um 1900
und heute mit der Pauluskirche
Der ehemalige Rat des Bezirkes
in der Willi-Lohmann-Straße
Foto: Mitteldeutsche Zeitung
Die Pauluskirche auf dem
Hasenberg kurz nach ihrer
Fertigstellung Anfang des 20.
Jahrhunderts
Man wohnt in hochherrschaftlichen
Villen und Wohnungen, aber das
Kopfsteinplaster ist eine Katastrophe.
Niemand hat beim Bau daran gedacht,
dass bald jeder ein Auto haben wird.