zuletzt aktualisiert 2020
Links, in Richtung Markt, Ecke Schimmelstraße, kommen wir am
Stadtbad vorbei. In den fast 100 Jahre alten Gemäuern schwammen
sich schon viele Generationen hallescher Kinder frei. Auch ich lernte
erst in der kleineren, ovalen Frauenhalle mit den wunderschönen
farbigen Kacheln und Verzierungen, um später in der größeren,
rechteckigen Männerhalle den ersten Sprung vom 3-Meter-Brett zu
wagen. Baden wie zu Kaisers Zeiten! Das Stadtbad entstand kurz vor
dem Ersten Weltkrieg und der Stil sowie viele Ornamente deuten auf
den ausklingenden Jugendstil. Badespaß und ein Augenschmaus für
Architekturfreunde sind garantiert. Seit einigen Jahren herrscht jedoch
Bangen, denn teilweise ist das Gemäuer marode und wie so oft
mangelt es an Geld. Die schönste der Hallen - die Frauenhalle - wurde
darum bereits zeitweise gesperrt. Inzwischen scheint man aber wieder
beruhigt aufatmen zu können, denn das Bad ist wieder komplett
nutzbar.
Eine Seitenstraße rechts der Großen Steinstraße ist
die Mittelstraße. Hier befindet sich eine ganze
Häuserzeile in großer Not, Fachwerkbauten aus dem
15. Jahrhundert. Ein westdeutscher Investor hat
gleich mehrere Gebäude erworben, doch dann nichts
unternommen, um die bereits einstürzenden Häuser
zu retten. Eine Art Selbsthilfegruppe tat sich
zusammen, um das Schlimmste abzuwenden.
Eine weitere sehr bemerkenswerte Seitenstraße der Großen Steinstraße ist die Kleine
Steinstraße, von der aus man wiederum in die Brüderstraße gelangt. Diese schmalen Straßen
sind noch mit grobem Kopfstein gepflastert. Schon von weitem fällt das alte Eckhaus auf. Der
Fachwerkbau wurde bis in die 2000er Jahre als Gaststätte genutzt und dann dem Verfall
preisgegeben. Nachdem 2011 ein Abrissantrag gestellt wurde, hagelte es Proteste aus der
Bevölkerung. So gab es verschiedene Pläne zur weiteren Nutzung, die jedoch bis heute nicht
umgesetzt wurden. Die Brüderstraße liegt in unmittelbarer Marktnähe. Es betrifft 3 Gebäude, die sich in einem ruinösen Zustand
befinden, die Häuser 5, 7 und 12, aus Renaissance, Barock und Gründerzeit. Hier besteht akuter Handlungsbedarf, auch weil die Qualität
des Straßenbildes stark beeinträchtigt wird. Immerhin ist dies geschichtsträchtiger Boden in exquisiter Lage mitten im alten Stadtzentrum.
Doch die Besitzer scheinen nicht an einem Bestand der Gebäude interessiert zu sein. Sie möchten abreißen und neu bauen. Welche
Handhabe gibt es dagegen? Es ist zu befürchten, dass es für das Haus Nummer 7, dem Fachwerkgebäude, früher mit der
„Marktwirtschaft“, wohl keine Chance mehr gibt.