zuletzt aktualisiert 2020
Links, in Richtung Markt, Ecke Schimmelstraße, kommen wir am Stadtbad vorbei. In den fast 100 Jahre alten Gemäuern schwammen sich schon viele Generationen hallescher Kinder frei. Auch ich lernte erst in der kleineren, ovalen Frauenhalle mit den wunderschönen farbigen Kacheln und Verzierungen, um später in der größeren, rechteckigen Männerhalle den ersten Sprung vom 3-Meter-Brett zu wagen. Baden wie zu Kaisers Zeiten! Das Stadtbad entstand kurz vor dem Ersten Weltkrieg und der Stil sowie viele Ornamente deuten auf den ausklingenden Jugendstil. Badespaß und ein Augenschmaus für Architekturfreunde sind garantiert. Seit einigen Jahren herrscht jedoch Bangen, denn teilweise ist das Gemäuer marode und wie so oft mangelt es an Geld. Die schönste der Hallen - die Frauenhalle - wurde darum bereits zeitweise gesperrt. Inzwischen scheint man aber wieder beruhigt aufatmen zu können, denn das Bad ist wieder komplett nutzbar.
Eine Seitenstraße rechts der Großen Steinstraße ist die Mittelstraße. Hier befindet sich eine ganze Häuserzeile in großer Not, Fachwerkbauten aus dem 15. Jahrhundert. Ein westdeutscher Investor hat gleich mehrere Gebäude erworben, doch dann nichts unternommen, um die bereits einstürzenden Häuser zu retten. Eine Art Selbsthilfegruppe tat sich zusammen, um das Schlimmste abzuwenden.
Mittelstraße, September 2013
Eine weitere sehr bemerkenswerte Seitenstraße der Großen Steinstraße ist die Kleine Steinstraße, von der aus man wiederum in die Brüderstraße gelangt. Diese schmalen Straßen sind noch mit grobem Kopfstein gepflastert. Schon von weitem fällt das alte Eckhaus auf. Der Fachwerkbau wurde bis in die 2000er Jahre als Gaststätte genutzt und dann dem Verfall preisgegeben. Nachdem 2011 ein Abrissantrag gestellt wurde, hagelte es Proteste aus der Bevölkerung. So gab es verschiedene Pläne zur weiteren Nutzung, die jedoch bis heute nicht umgesetzt wurden.  Die Brüderstraße liegt in unmittelbarer Marktnähe. Es betrifft 3 Gebäude, die sich in einem ruinösen Zustand befinden, die Häuser 5, 7 und 12, aus Renaissance, Barock und Gründerzeit. Hier besteht akuter Handlungsbedarf, auch weil die Qualität des Straßenbildes stark beeinträchtigt wird. Immerhin ist dies geschichtsträchtiger Boden in exquisiter Lage mitten im alten Stadtzentrum. Doch die Besitzer scheinen nicht an einem Bestand der Gebäude interessiert zu sein. Sie möchten abreißen und neu bauen. Welche Handhabe gibt es dagegen? Es ist zu befürchten, dass es für das Haus Nummer 7, dem Fachwerkgebäude, früher mit der „Marktwirtschaft“, wohl keine Chance mehr gibt.
Stattliches Gebäude in der Großen Steinstraße 2013