Den 84 m hohen „Roten Turm“ dürfen wir leider nicht begehen. Er wurde 1418 bis 1506 erbaut und
galt „zur Zierde der hochberühmten Stadt Halle“, wie es in der Einweihungsurkunde hieß. Der Rote
Turm ist als freistehender Uhren- und Glockenturm einzigartig im deutschen Raum. Mit 81 Glocken
und einem Gesamtgewicht von 54.980 kg gilt das Glockenspiel (Carillon) als das größte Europas und
zweitgrößte der Welt. Es kommt vor, dass man sich plötzlich an die Themse versetzt fühlt, weil der
Glockenschlag des Londoner Big Ben vernehmbar ist. Kein Zufall, kein „Diebstahl“, sondern ein
Abkommen zwischen den beiden Händelstädten. Seinen Namen hat der Rote Turm wahrscheinlich
von dem vielen Blut, das hier floss. An der Ostseite des Turmes „klebt“ der Roland als Symbol der
städtischen Gerichtshoheit. Sein heutiges Aussehen hat der Roland seit 1719. Sein hölzerner
Vorgänger (von etwa 1250) war verbrannt. Dieses Zeichen der Rechtshoheit war den Erzbischöfen
ein Dorn im Auge und wurde deshalb lange Zeit hinter einem Bretterverschlag „versteckt“. Seinen
Standort hat der Roland im Laufe der Jahrhunderte mehrmals gewechselt. Ebenso wie der Turm ist
auch der Roland in seiner Gestaltung einzigartig. Er gehört zu den seltenen nichtuniformierten
Rolandfiguren Deutschlands. Der Gesamteindruck des Roten Turmes wurde viele Jahre getrübt durch
eine optisch unattraktive Umbauung. Zwar hat er seit 1976 seinen im 2. Weltkrieg zerstörten
Turmhelm wieder; seine einst prachtvolle neugotische untere Umbauung wurde in dieser Form leider
nicht ersetzt. Inzwischen gibt es keinerlei Umbauung mehr. Meine persönliche Meinung: irgendwie
unvollkommen.
Auch wenn Halle im Vergleich zu vielen anderen deutschen
Städten kaum zerstört wurde, nahm gerade der Markt in den letzten
Tagen des 2. Weltkrieges schwere Schäden. Nicht alle historischen
Bauten konnten wieder errichtet werden. Dazu gehört auch das alte
Rathaus, das bis zu seiner Zerstörung zu den ältesten Steinbauten
der Saalestadt gehörte. Seit dem Abriss von Rathaus und dem
benachbarten prächtigen Renaissancebau der Ratswaage ist ein
deutlich weniger ästhetisches Zweckgebäude Mittelpunkt der
städtischen Verwaltung, der 1927-1930 erbaute Ratshof. Das
Magistratsgebäude bildet nun die östliche Begrenzung des Marktes.
Mitte des 19. Jahrhunderts
der Rote Turm mit dem
ursprünglichen Umbau
Um 1970 ohne Umbau
und ohne Spitze
1975 Der Turm bekommt wieder
eine Spitze
2004 Der Turm mit Umbau
Der Rote Turm mit Roland,
aber ohne Umbau 2014
Ein Prachtstück - dieses alte Rathaus,
was im Krieg eigentlich gar nicht so
stark zerstört wurde, dass es unbedingt
abgerissen werden musste.
Das aktuelle Rathaus.
Bis vor wenigen Jahren
fanden in Halle noch
Highlandgames statt,
die den Markt vor dem
Rathaus viel bunter
erscheinen ließen.
Das alte Rathaus vor dem
Neuen als Bronzeplastik
zuletzt aktualisiert 2020