zuletzt aktualisiert 2020
Der Ackerbürgerhof in der Großen Klausstraße 16 wurde im 15. - 16. Jahrhundert erbaut. Er soll das älteste Profangebäude in Sachsen-Anhalt sein. 2008 endete die gastronomische Ära des Traditionslokals, in dem schon Goethe und Händel zu Gast waren. Ich selbst empfand das Ambiente sehr bemerkenswert, wenn auch nicht unbedingt gemütlich. In den letztn Jahren wurden die Räumlichkeiten von verschiedenen Inhabern für unterschiedliche Gewerbe genutzt.
Betritt man von der Großen Ullrichstraße die Große Nikolaistraße, lässt schon die Enge der Straße vermuten, dass wir uns nach wie vor im ältesten Teil der Stadt befinden. Es ist noch gar nicht so lange her, als man hier auf altem Kopfsteinpflaster wandelte. Alles wirkte dunkel und verwahrlost; wenig einladend. Das hat sich geändert. Noch immer ist die Straße nicht vollständig wieder hergestellt, aber abgesehen vom roten Brauhaus, das den Blick auf den Schönitz- Stadtpalast verdeckt, fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt. So beeindruckt rechterhand ein ansehnlicher Bau auf mittelalterlichen Grundmauern. Seit 1913 beherbergte es das „Gildehaus St. Nikolaus“…. womit wir auch wieder beim „Klaus“ wären. Den Nikolaus finden wir aus Stein gemeißelt auch an der Fassade. Seit 2004 beherbergt es jedoch ein tschechisch-böhmisches Restaurant, „Wenzel Prager Bierstuben“. Wenn auch nicht mehr typisch hallesch, so gibt es hier nach wie vor eine gutbürgerliche Küche mit schmackhaften, deftigen Spezialitäten unserer Landesnachbarn.
Die Rückwand der ehemaligen „Poliklinik Mitte“ wirkt alles andere als attraktiv. Dabei ist sie Teil eines repräsentativen Bürgerhauses der Renaissance. Der schöne ruhige Hof ist komplett umbaut. Ursprünglich wurde das Anwesen als Wohnhaus und Gasthof mit Weinausschank genutzt. In der DDR richteten sich viele Arztpraxen ein. Es gab jedoch auch ein dunkles Kapitel. Hier sollen in den 1970er Jahren Frauen in geschlossene Abteilungen zwangseingewiesen worden sein. Die Stasi hatte ihre Hand im Spiel. Der Volksmund nannte die Einrichtung „Tripperburg“. Doch jetzt tut sich was. Nach jahrzehntelangem Leerstand und mehrfachem Besitzerwechsel wird nun saniert, und Ende 2020 soll wieder Leben einziehen in die stadthistorisch bedeutenden Gemäuer.
Die folgenden Gebäude sind noch recht jungen Datums. Wir befinden uns nun im Händelhaus- Karree. Neben der modernen Musikhochschule laden Lokale unterschiedlichster Stilrichtungen zum Verweilen ein. Touristisches Highlight für jeden Musikliebhaber ist das Händelhaus in der Großen Nikolaistraße 5. Hier erblickte am 23. Februar 1685 der große Musiker und Komponist Georg Friedrich Händel das Licht der Welt. Das barocke Gebäude, dessen älteste Mauerreste aus dem 12. Jahrhundert stammen, beherbergt heute das Museum. Im eigens neu errichteten Anbau finden wir eine große Sammlung sehr wertvoller historischer Instrumente. Eine beachtliche Bibliothek, Noten und Grafiken von Wirkungsstätten Händels bilden einen reichen Fundus für Musikliebhaber und Händelforscher. Über seine Kindheit und Jugend ist leider nicht viel bekannt. Als Siebenjähriger besuchte Georg Friedrich das Stadtgymnasium und nahm zusätzlich Orgelunterricht bei Friedrich Wilhelm Zachow in der Marktkirche. Mit 18 Jahren verließ Händel seine Heimatstadt, um über Hamburg, Italien und Hannover nach London überzusiedeln. Sein berühmtestes Werk ist wohl der „Messias“ von 1741. “...Halleluja...” Doch auch die Wassermusik und die Feuerwerksmusik dürften wohl jedem bekannt sein. So ist es alljährlich ein ganz besonderer Höhepunkt, wenn zum Abschluss der Händelfestspiele oder beim Höhenfeuerwerk des Laternenfestes die Feuerwerksmusik ertönt und mir eine Gänsehaut beschert. Am 14. April 1759 verstarb Händel. Welch großes Ansehen er schon damals genoss, beweist die riesige prunkvolle Grabstätte in der Londoner Westminster Abbey. Dort wurde Händel nicht etwa bei seinesgleichen in der Komponistenecke beigesetzt, sondern bei den Dichtern und da wiederum genau gegenüber keinem Geringeren als dem großen William Shakespeare.
Das Händelhaus und sein Innenhof, wo viele musikalische Veranstaltungen stattfinden.
Händels imposantes Grabmal in der Westminster Abby in London
genau gegenüber der Bierstuben das Brauhaus mit dem Stadtpalast dahinter