zuletzt aktualisiert 2020
Verlassen wir die Franckeschen Stiftungen und begeben uns in Richtung
Alter Markt. Auf dem Weg dorthin sollten wir unbedingt noch einen
Blick auf einige besonderer Gebäude werfen. Rechterhand öffnet sich
der Große Berlin. Vermutlich handelt es sich um einen slawischen
Flurnamen. Es könnte sein, dass es sich auch um einen Rittersitz der
Familie von Berlin handelte, der sich hier befunden hat. Die Nähe zum
Markt machte den Platz zum bevorzugten Wohngebiet, in das es vor
allem Universitätsprofessoren zog. Eines der repräsentativsten Gebäude
ist das zwischen 1697 und 1700 entstandene Riesenhaus, das dem
kurfürstlich-brandenburgischen Postmeister Friedrich Madeweis als
Arbeits- und Wohnhaus diente. Viele prominente Gäste stiegen im
Riesenhaus ab. So quartierten sich u. a. auch Goethe und Napoleon hier
ein. Auffällig an diesem wuchtigen barocken Bauwerk sind die zwei
Riesen, die es zu tragen scheinen.
Es handelt sich hierbei um Atlas
und Herkules. Ein weiteres
wichtiges Professorenhaus am
Großen Berlin gehörte August
Hermann Niemayer. In seinem
Haus trafen sich Persönlichkeiten der Kunst,
Literatur, Musik und der Wissenschaften.
An den Mittelpunkt des Kultur- und Geistesleben der Jüdischen Gemeinde Halle erinnert das
Portal der ehemaligen Synagoge am Großen Berlin. In der Reichskristallnacht 1938 wurde die
jüdische Gebetsstätte zerstört, die bereits 1314 als Synagoge urkundlich unter der Bezeichnung
„Judenschule“ erwähnt wurde.
Die Große Märkerstraße verbindet den Großen Berlin mit dem Markt und ist zweifellos eine
der architektonisch und auch historisch interessantesten Straßenzüge der Stadt. Komplett
rekonstruiert lässt sich erahnen, wie es hier vor längst vergangener Zeit zugegangen sein muss.
An fast jedem Gebäude wird auf den einstigen Wohnsitz mindestens eines berühmten
Universitätsprofessors hingewiesen. Auf eine Besonderheit möchte ich unbedingt verweisen,
kann mich jedoch für deren Richtigkeit nicht verbürgen. Während einer Stadtführung 2010
zeigte uns der Guide ein unscheinbares uraltes Stück Mauer im südöstlichen Teil der
Märkerstraße, was angeblich zu einer Erstumschließung der Stadt gehörte. Darüber konnte ich
jedoch nirgendwo etwas nachlesen. Wie bereits im Abschnitt über die Martin-Luther-
Universität erwähnt, wohnten und lehrten die Professoren früher in ihren Wohnungen. Als
entsprechend vornehm und schön galt bis weit ins 19. Jahrhundert ein Wohnsitz in der Großen
Märkerstraße, deren Name vom ehemaligen Rittersitz der Merkeline abgeleitet ist. Das wohl
bedeutendste und imposanteste Gebäude der Straße ist das „Christian-Wolff-Haus“. Der
Renaissancebau stammt vermutlich aus dem Jahr 1558 und wurde als Patrizierwohnsitz vom
Ratsbaumeister Nickel Hofmann errichtet. Berühmtester Bewohner war von 1741 bis 1754 der
Aufklärer und Philosoph Christian Wolff. Seit 1954 beherbergt das Gebäude das Stadtmuseum.
Reste der angeblich noch älteren
Stadtmauer
Märkerstraße