© Stadt Halle (Saale)
zuletzt aktualisiert 2020
Schlägt man den Weg zur Steinmühle ein, kommt man zur Ziegelwiese und damit direkt zur Saale. Wir bleiben aber noch in der Burgstraße, die noch manch Interessantes bereithält.
Steinmühle Steinmühle Ziegelwiese mit Fontäne
Ziegelwiese mit Fontäne
Brücke an der Steinmühle
Die Burgstraße 46 war eine besonders feine Adresse, nämlich die des Bankiers Ludwig Lehmann. Der Volksmund nannte die Villa auch „Hungerburg“. Leider konnte ich über nähere Zusammenhänge nichts herausfinden. Viele Jahre glaubte man, dieses Gebäude in seiner Großartigkeit und städtebaulichen Wichtigkeit sei ebenfalls dem Verfall preisgegeben. Zum Glück passierte schließlich doch etwas. Gerüste und Bauzäune deuten darauf hin, dass eine Sanierung in vollem Gange ist… allerdings nun auch schon seit vielen Jahren ohne absehbares Ende.  Direkt neben der Villa geht es durch eine Parkanlage ziemlich steil bergauf zum Lehmannsfelsen. Auf dem Gipfel stand einst ein Gästehaus für hochrangige Parteigenossen und Gäste. Das hat man abgetragen. Es sind exklusive Mehrfamilienhäuser erbaut worden, deren Bewohner die wohl schönste Aussicht der Stadt genießen dürfen. Der Fußballplatz daneben wurde bereits zu DDR-Zeiten vom Sportverein „Turbine genutzt.
Doch gehen wir wieder hinunter zur Burgstraße. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite finden wir ein besonders geschichtsträchtiges Gebäude. Aus „Tinzers Garten“ entstand 1906, noch vor dem ersten Weltkrieg, das Versammlungshaus Volkspark, vom Bankier Lehmannn „protzige Arbeiterbudike“ genannt. Hier wurde der erste Arbeiter- und Soldatenrat gewählt, hier erfolgte die Gründung der Ortsgruppe der KPD und hier wurde der Rotfrontkämpferbund gegründet. Die Nazis errichteten im Volkspark eine Musterungsstelle für die Deutsche Wehrmacht. Am 6. April 1946 tagte im Volkspark Halle der Provinzialvereinigungsparteitag. Die beiden Arbeiterparteien vereinigten sich zur SED. Im Osten benannte man eine ganze Pionierorganisation nach ihm; im Westen ist der gebürtige Hamburger kaum bekannt: Ernst Thälmann. Er war ebenfalls in Halle. Dazu wurde den Kindern in der DDR die Geschichte vom kleinen Trompeter erzählt. Während Thälmann bei einer Großkundgebung im Volkspark sprechen sollte, drang die Polizei zu einer Razzia ein. Es fielen mehrere Schüsse, die die Versammlung auflösen sollten. Ein junger Hornist, namens Fritz Weineck stellte sich schützend vor Thälmann und wurde von einer Kugel tödlich getroffen. So wurde der junge Mann zum Helden. Man widmete ihm ein Denkmal am Riveufer, was nach der Wende aber demontiert wurde. Ich weiß noch, wie stolz und ergriffen ich war, als ich in der 1. Klasse an diesem Denkmal mein blaues Pionierhalstuch bekam. Die Geschichte um die Heldentat klang gut, entsprach aber nicht so ganz der Wahrheit und man meinte, Fritz Weineck hätte es eigentlich nicht verdient, so geehrt zu werden. Ob wahr oder unwahr; das Lied, was ihm gewidmet wurde, ist mir seit meiner Kindheit nicht aus dem Kopf gegangen.
Das Lied vom “Kleinen Trompeter” im Schul- Musikbuch.
1. Von all unsern Kameradenwar keiner so lieb und so gut wie unser kleiner Trompeter,ein lustiges Rotgardistenblut.  2. Wir saßen fröhlich beisammenin einer stürmischen Nacht. Mit seinen Freiheitsliedernhat er uns glücklich gemacht.  3. Da kam eine feindliche Kugelbei einem fröhlichen Spiel; mit einen seligen Lächelnunser kleiner Trompeter, er fiel.  4. Da nahmen wir Hacke und Spatenund gruben ihm morgens ein Grab, und die ihn am liebsten hatten,sie senkten ihn stille hinab.  5. Schlaf wohl, du kleiner Trompeter,wir waren dir alle so gut, schlaf wohl, du kleiner Trompeter,du lustiges Rotgardistenblut.  6. Du bist nicht vergeblich gefallen,dein Werk haben wir nun vollbracht.Wir bauten den Staat, der uns allendie Freiheit und den Frieden gebracht.Laßt stolz unsern Ruf drum erschallen:Es lebe die Arbeitermacht!
Mit Farbbeutel besudelt brachte man die Plastik 1991 ins Stadtmuseum.