„Die Ärzte“ sangen schon: „… Oh, ich hab solche Sehnsucht. Ich verlier den Verstand. Ich will wieder an die Nordsee ….“ Ich auch. Als es um die Urlaubsplanung 2012 ging, plädierte ich ohne große Überlegung für die Nordsee und war damit offenbar überzeugend. Eine Unterkunft sollte am besten wieder im Internet gefunden werden. Das sollte kein Problem sein, zumal wir diesmal recht flexibel waren. Die Nordsee, oder die Nordseenähe sollte es sein, auf jeden Fall keine Insel, sondern Festland, von wo man nach Geschmack ausschwärmen kann. Was für ein Zufall; zur selben Zeit fand auch die Kieler Woche statt und wenn wir dann einmal dort oben sind….. Ich liebe die großen Segelschiffe. Am besten wäre es also, wenn die Unterkunft irgendwo auf halber Strecke liegen würde, auf halber Strecke zwischen Nord- und Ostsee. Es gibt auch noch den Nord-Ostseekanal, und die Umgebung ist ebenfalls sehr schön. Man sollte sich das alles einmal genauer ansehen. Die Suche begann. Seltsamerweise ist uns die Wahl zuvor nie so schwer gefallen. Wir hatten recht genaue aber gewiss nicht überzogene Vorstellungen. Sicherlich hätten viele Objekte gepasst, doch die Beschreibungen waren oft zu knapp. Würde ich eine Ferienwohnung im Internet anbieten, könnte jeder herauslesen, dass ich nicht nur diese Wohnung mit Liebe zum Detail gestaltet hätte, sondern auch mit ganzem Herzen dahinterstehe und meinen Gästen das bieten möchte, was auch ich mir wünsche, wenn ich anderswo bin. Die meisten Beschreibungen im Internet schienen sehr unvollständig und lieblos. Schließlich fanden wir das Haus der Familie Radler in Hennstedt. Allein das Foto sprach mich sofort an. Es war nicht das typische norddeutsche Haus, eventuell sogar reetgedeckt. Vielmehr hätte es überall in Deutschland stehen können, es hätte einem Heimatfilm entsprungen sein können, in dem ein Landarzt lebt. Erbaut wurde es vermutlich in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Es war einfach schön und ich hätte gern selbst in so einem Haus gelebt. Die Beschreibung klang auch sehr nett und vielversprechend. Gesagt – getan. Wir buchten online, was einfacher als je zuvor klappte. Kein Telefonat, nichts Schriftliches extra – diese Unkompliziertheit war fast schon beunruhigend. Mit nur einem Klick war die Buchung verbindlich. Und weil alles so schnell ging, fragten wir uns im Nachhinein, ob wir auch wirklich keinen Fehler gemacht haben. Immerhin liegt Hennstedt doch recht weit im Landesinneren und zu allen Zielen, die wir ansteuern würden, mussten wir mindestens 30 km, meist aber mehr Weg einkalkulieren. Dass unsere Zweifel berechtigt waren, wenn auch in anderer Hinsicht, sollten wir erst vor Ort erfahren. Lesen Sie dazu Unsere Ferienwohnung. Um wirklich gut vorbereitet zu sein, las ich schnell nochmal Theodor Storms Novelle „Der Schimmelreiter“. Als ich zur Schule ging, war das Pflichtliteratur. Inzwischen hatte ich den Inhalt vollkommen vergessen. Nie hätte ich gedacht, irgendwann im Leben nochmals damit zu tun zu bekommen. Ich mag Storms bildhafte, dramatische Erzählweise, und auch wenn sich unsere Sprache in über 200 Jahren sehr verändert hat, gelang es mir doch relativ schnell, mich in die ernsten, kühlen, nüchternen Ausführungen einzulesen. Ich wusste, ich würde in den nächsten Tagen häufig auf den Spuren des Deichgrafen Hauke Haien wandeln; ganz allgemein würde ich ständig vom Geist Theodor Storms umgeben sein. Tatsächlich war es so. Auf der letzten Seite des Buches erfuhr ich, wie Hauke Haien zur legendären Figur des Schimmelreiters wurde, als er mit Frau und Kind bei einer gewaltigen Sturmflut ums Leben kam. Das Buch verschwand wieder im Regal, die Koffer waren gepackt, die Pflanzen für eine Woche versorgt und jetzt sollte es auf die Reise gehen. A14, A7, A23, nach 6 Stunden und 482 km waren wir am Ziel. Die Fahrt verlief gut und gleich hinter Hamburg fing dann mit diversen Staus der wilde, wilde Westen an. Kaum hatten wir die Autobahn verlassen und fuhren in den Kreis Dithmarschen, öffnete der Himmel seine Schleusen. Es fegte ein Guss herunter, der uns die Sicht nahm. Die Scheibenwischer schafften es kaum. Wir waren tatsächlich pünktlich auf die Minute wie vereinbart um 15.00 Uhr an der Zieladresse. Ob diese nasse Urlaubsbegrüßung ein Omen war? Hennstedt könnte man als ein kleines verschlafenes Kaff beschreiben. Die einzige Sehenswürdigkeit ist die hübsche Kirche Sankt Secundus, die (zumindest äußerlich) der in Büsum sehr ähnlich sieht. Der berühmteste Sohn der Stadt ist der ehemalige Tagesschausprecher Wilhelm Wieben. Und für meinen persönlichen Geschmack ist eines der schönsten Wohnhäuser das der Familie Radler in der Rolfsstraße, wo wir nun eine Woche zu Gast sein sollten. Unsere Ferienwohnung Die “Tote Tante” am Eidersperrwerk Tönning, Friedrichstadt, Meldorf Durstige Dänen Ich schwebe.... Es geht um Husum, um Büsum, um ...? Um eben. Sylt Und vor uns das Meer Sankt-Peter-Ording Sandstrand XXL Und weiter östlich? Urlaubsende weiter