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zuletzt aktualisiert 2020
Wir möchten uns aber nochmals auf die Burg konzentrieren. Die Ruine der Oberburg ist seit 1966 als Architektur-Freilichtmuseum zugänglich. Der alles überragende Torturm ist seit einigen Jahren durch eine Außentreppe wieder begehbar. Ansonsten ist auf der oberen Plattform schon etwas Phantasie nötig, denn es wurden lediglich Fundamente freigelegt, die uns zeigen, wo es hier Wohngebäude, einen Wohnturm mit Mauern von 3 bis 5 Metern Stärke und eine Burgkirche mit 17 Metern Länge und originaler mittelalterlicher Pflasterung gab. Die Ringmauern sind gut erkennbar und das Tonnengewölbe ist begehbar. Markant ist ein halbrunder Fensterausschnitt, der einzige dieser Art, der ideal zu der Geschichte von Ludwig dem Springer passte  und diesem daher auch gleich zugeschrieben wurde.
Ludwig der Springer auf der Wartburg in Eisenach
Ludwig der Springer Der berühmte Landgraf Ludwig II. von Thüringen hielt sich oft in der Neuenburg bei Freyburg an der Unstrut auf und verliebte sich hier in des Pfalzgrafen zu Sachsen Friedrichs III. außerordentlich schöne Gemahlin Adelheid, und um sie zu besitzen, erstach er im Jahre 1065 den Pfalzgrafen auf der Jagd mit einem Schweinespieß. Der Bruder des Letzteren, Adelbert, brachte es auch bei Kaiser Heinrich IV. dahin, dass Ludwig in die Acht erklärt wurde. Derselbe reiste im Jahre 1077 nach Magdeburg, er ward unterwegs unvermutet aufgegriffen und aufs Schloss Giebichenstein gefangen gesetzt. Hier saß er nun schon zwei Jahre und acht Monate gefangen, ohne einen Richterspruch erlangen zu können, denn der Kaiser war außer Landes und niemand anders konnte den Grafen richten als der Kaiser selbst. So saß er denn täglich kummervoll in seinem Gemache, worinnen ihn sechs Ritter bewachten, und schaute in den Saalgrund hinab, über welchen sich bekanntlich auf hohen steilen Felsen die Burg Giebichenstein erhebt. Mittlerweile kam ihm aber zu Ohren, der Kaiser wolle ihn ob seiner Tat am Pfalzgrafen hinrichten lassen; es ward ihm also sehr um sein Leben bange und er begann sich für krank auszugeben und bat, dass sein Schreiber zu ihm gelassen werde, er wolle seine Seelgeräte aufrichten und sein Haus bestellen, auch einen Diener forderte er, den er an seine Gemahlin Adelheid entsenden wolle. Und als ihm dies gestattet wurde, gebot er heimlich dem Diener, an einem gewissen Tage, wenn er das Seelgeräte abzuholen kommt, zu bestimmter Stunde mit seinem weißen Hengste, der Schwan genannt, drunten am Saalufer zu harren, auch das Ross wie zur Schwemme in den Saalstrom zu reiten. Hierauf stellte er sich ernstlich krank, machte auch sein Testament und ließ sich sein Sterbehemd bereiten und mehrere Mäntel bringen, dieweil ihn friere; in diese hüllte er sich und wankte am Stabe im Zimmer auf und ab, während seine sechs Wächter sich die Zeit mit dem Brettspiel vertrieben. Da es im Steingemach noch sehr kühl war, draußen aber die Sommersonne des Augusts warm schien, so lehnte sich der kranke Graf in das Bogenfenster, das er geöffnet, und wärmte sich. Da er aber drunten den Diener zu Ross nebst seinem Schwan in die Saale einreiten sah, so war er plötzlich nicht mehr krank, sondern mit einem Satz am Fenster und mit einem zweiten außerhalb des Turmes und mit wenigen Schritten ganz vorn am Felsenvorsprung und von hier sprang er mit den Ausrufe: "Jungfrau Maria, hilf deinem Knechte" vom Felsen gerade herab in den Strom. Die Mäntel umgaben ihn wie ein Rad, die Kähne ruderten herbei, der Landgraf gewann einen derselben und kam glücklich ans andere Ufer. Hier zog er trockene Kleider an, setzte sich auf seinen Schwan und eilte nach Sangerhausen zu seiner schönen Adelheid. Aber noch war er nicht in Sicherheit, er reiste daher mit Adelheid nach Rom und ließ sich vom Papst absolvieren. Von dem Sprunge bekam er den Beinamen: der Springer oder Salicus. (aus: Siegmar Schultze-Gallera, Die Sagen der Stadt Halle und des Saalkreises, Halle 1922) 
Die Unterburg ist seit 1921 Sitz der heutigen Hochschule für Kunst und Design Halle-Burg Giebichenstein (Fakultät Kunst). Daher ist nur eine Besichtigung der Außenanlagen möglich. Die Anlage hat einen ganz eigenen unverwechselbaren Charakter. Sie ist umgeben von bis zu 2 Metern starken Ringmauern mit einem Graben, in dem der dickste Baum der Stadt steht. Es gibt 5 Türme, eine Brücke und einen Torturm. Ferner sehen wir neben dem Palais ein Kornhaus mit Staffelgiebeln und ein Brauhaus mit besonders schönen Blendwerkgiebeln, sowie einen barocken Taubenturm.