© Stadt Halle (Saale)
zuletzt aktualisiert 2020
Einen kleinen Abstecher wollen wir noch in Reichardts Garten machen. Die literarische Welt nannte das Anwesen des Königlich-
preußischen Kapellmeisters und Komponisten Johann Friedrich Reichardt liebevoll „Herberge der Romantik“. Ahnt man heute noch
den Glanz des Musenhofes, wo doch nur noch der Garten geblieben ist? 1794 kaufte Reichardt das Bauerngut und begann sofort mit
der gärtnerischen Gestaltung. Inspiriert war er durch die Gärten in Weimar und Wörlitz. Tatsächlich schlugen seltene europäische
und nordamerikanische Bäume ihre Wurzeln. Da ich den Wörlitzer Park kenne, fällt mir ein Vergleich damit offen gestanden sehr
schwer. Natürlich kann ich nicht beurteilen, wie die Gärten um 1800 ausgesehen haben. Es muss jedoch tatsächlich ein kleines
Paradies gewesen sein, denn nicht Geringere als Jean Paul, Novalis, Tieck, Eichendorff, Brentano und auch Goethe gingen hier ein
und aus. Heute ist die Parkanlage gepflegt und es findet sich manch idyllisches Eckchen. Den Nachtigallenstein mit einem
Goethevers findet man ebenso, wie manch restauriertes Denkmal.
Lassen sie uns noch einmal am Saaleufer unterhalb der Burg Giebichenstein entlanglaufen. Direkt unter dem Brückenbogen gibt es
eine besondere Akustik. Ich erinnere mich, wie ich hier als Kind laut sang oder rief. Das Echo antwortete mir. Vor uns vereinen sich
Wilde Saale und Schiffssaale. Die Nordspitze der Peißnitzinsel steht unter Naturschutz. Wir spazieren weiter auf der von Linden
gesäumten Uferpromenade und ich hoffe, Sie genießen diesen Weg genauso wie ich. In meinen Augen ist das Riveufer die
schönste und romantischste Straße der Stadt. Nur noch Anlieger und Radfahrer dürfen die Straße befahren. Ansonsten wird der Weg
von Joggern und jungen Familien genutzt. Rentner spazieren genauso wie Liebespaare. Rechts die Saale, links der aufragende
Lehmannsfelsen. In regelmäßigen Abständen wird das Metallgeländer von kleinen Bootshütten unterbrochen. Zwei von ihnen
werden als Kioske genutzt. Ein altes Segelschiff wurde zur Gaststätte umgebaut und hat nun seinen festen Ankerplatz gefunden.
Der Sockel, auf dem einst das Fritz-Weineck-Denkmal stand, ist noch sichtbar. Zu DDR-Zeiten hieß die Uferpromenade noch Fritz-
Weineck-Ufer. Heute trägt sie wieder den Namen des Bürgermeisters Richard Rive, den man ihr in der Weimarer Republik gegeben
hat. Richard Rive hat von 1906 bis 1933 die Geschicke der Stadt bestimmt und sich besonders um den Aufbau der Kulturstätten
verdient gemacht. An der mächtigen Felswand sind Spuren, die zeigen, dass hier über Jahrhunderte im Steinbruch gearbeitet wurde.
Ein heute freistehender Porphyrriese trägt den Namen „Heinrich-Heine-Felsen“. Heine hatte sich ja wenig freundlich über Halle
geäußert. Trotzdem wurde ihm zu Ehren 1956 eine Gedenktafel angebracht. Umwelteinflüsse haben dafür gesorgt, dass Teile des
Felsens abbrachen. Die Ochsenbrücke führt über die Mündung des Mühlgrabens und wir sind auf der Ziegelwiese angekommen.
Ab dem 17. Jahrhundert wurde in der Saaleaue Lehm gestochen. In der Ziegelei am Kirchtor wurde dieser weiterverarbeitet und
so nannte man die Wiese östlich der Peißnitzinsel Ziegelwiese. Seit etwa 100 Jahren ist sie einer der beliebtesten Treffpunkte der
Hallenser für Sport, Spiel und Erholung. 1968 wurde ein Teich angelegt. Die darin installierte Fontäne, galt mit ihren 40 Metern
seinerzeit als die höchste Europas. Die Pumpe dafür wurde vom VEB Pumpen und Verdichter (jetzt KSB) angefertigt.
Ziegelwiese bei
Hochwasser 2011